Die Verbesserung der Prozessabläufe ist das zentrale Instrument betrieblicher Rationalisierungs- und Kostensenkungsprojekte. Technologische Fortschritte und Erkenntnisse werden dazu genutzt, Arbeitsabläufe neu zu gestalten, Schnittstellen zu optimieren oder auch zu beseitigen und neue Prozesse den Organisationsstrukturen anzupassen. Hierbei sind neue Technologien der Ausgangspunkt der optimierten und automatisierten Prozesse im Unternehmen (Müller, 2002, S. 370). Weiterhin findet in der Handelsbranche ein Wandel statt, der eine verstärkte Automatisierung von Geschäftsprozessen mit sich bringt. Dabei wird der Automatisierungsprozess von einer Reihe von Softwaretechnologien unterstützt. Die Vielfalt der Software ist dabei enorm. Die Anbieter von Softwaresystemen kommen aus Branchen wie beispielsweise die Workflowautomatisierungsbranche oder aus dem Bereich des Katalogdatenmanagement (Esswein & Zumpe, 2002, S. 261).

Ein Beispiel für die Automatisierung von Prozessen im Handel, welches durch die Digitalisierung entstanden ist, ist der Retourprozess im E-Commerce. Aufgrund der hohen Kostenintensivität wird diesem Prozess besonders viel Optimierungspotenzial zugeschrieben. Um die Kosten zu senken, beschäftigen sich E-Commerce-Betreiber mit Strategien zur Vermeidung von Warenrückgaben und zur Verbesserung der Retourenbearbeitung. Diese Strategien erfordern zunehmend den Einsatz von innovativen Technologien und weiteren Anwendungen der voranschreitenden Digitalisierung. Beispielsweise werden Softwaresysteme zur Nachverfolgung von Warenrückgaben oder Prognosesysteme mit Big Data eingesetzt, um den täglichen Retouraufkommen nachzukommen. Dabei unterstützen Systeme wie Smartglasses oder Robotersysteme die Erfassung der Warenrückgabe und können sämtliche Arbeitsschritte vollständig automatisiert ausführen (Weinfurtner et al., 2016, S. 98).

 Radio Frequency Identification (RFID) Chips bieten im Zuge der Digitalisierung die Möglichkeit zur Prozessoptimierung im Retourvorgehen. Mit Hilfe von RFID-Chips kann das Tracking und die Identifizierung der Ware sowohl beschleunigt als auch automatisiert bearbeitet werden (Gebauer, 2012, S. 26). Diese Chips können direkt in die Produkte oder auch in die Transportsysteme integriert werden. Somit wären Scanner, Barcodes, Kameras und Etiketten nicht mehr notwendig (Weinfurtner et al., 2016, S. 103). Eine weitere Möglichkeit zur Prozessoptimierung bietet die Sprachsteuerung. Bisher müssen die Angestellten die Eingaben manuell per Tastatur eintippen. Mit Hilfe der Sprachsteuerung können die Angestellten die Eingaben vornehmen ohne die Ware weg legen zu müssen. Damit würde man die Durchlaufzeit reduzieren und die Bearbeitung sämtlicher Artikel beschleunigen (Kastler, 2014, S. 23; Weinfurtner et al., 2016, S. 103).

 Zur Automatisierung von Prozesse im Handel gehört auch das Bargeldhandling. Das Konzept „Cash Cycle Management“ verspricht dem Einzelhandel eine Kostenersparnis von mindestens 20 Prozent. Mit Hilfe des „Cash Cycle Management“ werden die manuellen Prozesse des Bargeldeinkaufs automatisiert. Um das System nutzen zu können, wird ein einheitliches Notenspeicherkonzept bei den Banken und den Handelsunternehmen vorausgesetzt (Lambertz, 2010, S. 65). „Ein intelligenter Memory-Chip in den Geld notenspeichern gibt über alle Stationen der Bargeldlogistikkette Auskunft über die enthaltenen Bargeldbestände, und er speichert Informationen darüber, wann und wo ein Notenspeicher eingesetzt und geöffnet wurde.“ (Lambertz, 2010, S. 65). Mit diesem System ist es möglich ein Cash Office zwischen der Kassenzone und einem geschlossenen Bargeldkreislauf zu generieren. Durch die Unterstützung der automatisierten Entleerung und Befüllung der Geldautomaten im Cash-Center soll ein umfassendes Cash- Cycle-Management entstehen. Mit Hilfe von Software-Lösungen können Handelsunternehmen und Banken, ihre Bargeldprozesse selbst optimieren und managen (Lambertz, 2010, S.65).