Der Begriff Nutzen wird zunächst auf die volkswirtschaftliche Definition der Nutzentheorie, welche der Haushaltstheorie entstammt, bezogen. Die Nutzentheorie lässt sich in zwei Sichtweisen unterteilen. Diese bilden die kardinale Nutzentheorie und die ordinale Nutzentheorie. Laut der kardinalen Nutzentheorie wird eine Gütermenge, die ein Bündel unterschiedlicher Güter darstellt, einer bestimmten Nutzengröße zugeordnet. Auf diese Weise können Nutzeneinheiten analog zu deren Gütereinheiten entscheidend bestimmt werden. Bei der ordinalen Nutzentheorie wird der Nutzen als „intensive Größe“ verstanden. Dabei wird gemessen, ob ein Zustand einem anderen vorzuziehen ist. Zu erwähnenist, dass sowohl in der kardinalen als auch in der ordinalen Nutzentheorie von einer Unabhängigkeit zwischen den Nutzenvorstellungen der Haushalte ausgegangen wird (Piekenbrock o. J.).

Bei der vorliegenden Theorie handelt es sich allerdings, wie beschrieben, um einen volkswirtschaftlichen Ansatz. Die Beschreibung des Nutzens als ein Mehrwert eines Zustands gegenüber eines anderen findet in der Literatur große Akzeptanz. Allerdings stehen informationstechnische Projekte vor der Herausforderung, Nutzeneffekte richtig zu erfassen (Okujava 2006, S. 89). Da Big Data-Analysen ebenfalls Bestandteile von ITProjekten aufgrund ihres informationstechnischen Hintergrundes darstellen, kann davon ausgegangen werden, dass Nutzenpotenziale eventuell schwieriger zu erfassen sind.

Der Nutzen stellt nach Becker die Gesamtheit aller Wirkungen dar. Schlussfolgernd beschreibt er, dass mehrere Wirkungen zusammen erst den Nutzen entstehen lassen. Die einzelnen Wirkungen werden dabei als Nutzenpotenziale bezeichnet und stellen alle positiven Auswirkungen einer Investition auf die Unternehmensziele dar. Synonym zum Begriff Nutzenpotenziale werden auch die Begriffe Nutzeneffekte und Nutzenaspekte eingesetzt (Becker 2011, S. 57).

Bezogen auf die Anwendung und Implementierung von Big Data-Technologien und – Analysen lassen sich die Problematiken von IT-Investitionen in der Nutzenklassifizierung einbeziehen.

Eine stark vertretene Meinung bezüglich der Nutzenklassifizierung von IT-Projekten beschreibt die Unterteilung des Nutzens in „fassbar“ und „nicht fassbar“. Dabei wird Bezug zur Messbarkeit des Nutzens genommen (Okujava 2006, S. 90). Beim fassbaren Nutzen handelt es sich um monetär quantifizierbare Nutzenpotenziale, wohingegen nicht fassbarer Nutzen versteckte Nutzenpotenziale darstellt, welche erst durch Monetisierung oder qualitative Bewertung erfasst werden können (Semich zitiert nach Okujava 2006, S. 90). Damit ist gemeint, dass zunächst eine Umwandlung der Ergebnisse stattfinden muss, um diese anhand einer messbaren Größe zu bewerten (Becker 2011, S. 58).

Relevante, für diese Arbeit zu beachtende Nutzenpotenziale in Bezug auf IT-Systeme werden der Nutzen aus Kosteneinsparungen, der Nutzen aus Produktivitätssteigerungen und der Nutzen aus strategischen Wettbewerbsvorteilen sein (Kromer zitiert nachOkujava 2006, S. 91).

Das Verständnis von Nutzenpotenzialen, also dem möglichen Vorteil oder möglichen Mehrwert, finden innerhalb des Benefit Managements Gebrauch. In diesem Sinne wird innerhalb des Benefit Managements das Augenmerk auf identifizierte Nutzenpotenziale gelegt, welche zu Beginn einer Investition entstehen können. Der Fokus liegt dabei auf

dem möglichen Wert, der durch die Informationstechnologie erzeugt werden kann (Ward und Daniel 2012, S. 9-10).

Bezogen auf die Ziele, welche aus der Luftfahrtindustrie wie in Kap. 2.4.3 definiert wurden, könnten Nutzenpotenziale, die als positive Wirkungen auf eine IT-Investition (in Form von Big Data-Analysen und deren benötigte Technologien) für gesetzte Ziele verstanden werden, wie folgt aussehen:

• niedrigere Emissionen,

• niedrigere Kosten,

• höhere Produktivität,

• höhere Sicherheit.

Diese vier genannten Punkte, welche den Nutzen durch die Anwendung von Big Data- Analysen in der Luftfahrtindustrie darstellen, werden im Hauptteil dieser Arbeit bei der Betrachtung der Nutzenpotenziale als Maßstab mit einbezogen. Damit soll die eventuell schwere Erfassbarkeit des Nutzens von IT-Projekten übersichtlicher gestaltet werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Luftfahrtindustrie auf wirtschaftlichen, ökologischen und risikoaversen Nutzen aus ist. Somit werden Nutzenpotenziale der Luftfahrtindustrie in wirtschaftlichen, ökologischen und risikoaversen Nutzen gesucht. Unter risikoaversen Nutzen wird dabei die Verbesserung der Sicherheit verstanden.