„Kaum ein Markt wird durch das Streben nach Klimaschutz und Nachhaltigkeit so durcheinander gewirbelt wie der Energiemarkt.“ (Friege & Kampwirth, 2012, S. 171).

Durch die im Sommer 2011 festgelegte Agenda zur Energiewende der Bundesrepublik (Roß, 2012, S. 299) sowie die immer knapper werdenden Ressourcen, die für die Energieerzeugung notwendig sind und zudem die zunehmende negative Haltung der Menschen gegenüber der Atomkraft wird Deutschland zu einem Vorreiter in der Energiewende (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 76). Die aktuelle Erzeugung von Energie fördert die Treibhausgasemission und ist nicht nachhaltig für die Umwelt (Umweltbundesamt, 2015).

Die Energiewende bedeutet mehr als nur die Substitution der Kernkraftwerke durch erneuerbare Energien. Das komplette Energiesystem ist hiervon betroffen und wird somit umstrukturiert. Die Energieerzeugung war bislang gekennzeichnet durch die zentrale Erzeugung in Kohle- oder Kernkraftwerken. Hierbei wird die erzeugte Energie in die Übertragungsnetze eingespeist, von dort aus an die Mittel- und Niederspannungsverteilernetze übermittelt und zuletzt den Verbrauchern bereitgestellt. Die Energieerzeugung in Kraftwerken ist hierbei lastabhängig. Dies bedeutet, dass bei geringer Last die Erzeugungskapazität vom Netz genommen wird (Roß, 2012, S. 287–288).

Die Energiewende erlaubt den neuen Unternehmen mit neuen Ideen den Zutritt in den Energiemarkt (Friege & Kampwirth, 2012, S. 171), fördert die Modernisierung der Wirtschaft und schafft somit neue Arbeitsplätze für die Zukunft (Umweltbundesamt, 2015). Die erneuerbaren Energiequellen sind im Gegensatz zu Uran und anderen fossilen Energieträgern grenzenlos (Umweltbundesamt, 2015) und ermöglichen fortlaufende Versorgung in einer nachhaltigen Welt. Gleichzeitig wird für die zukünftigen Kinder ein sauberer Planet erschaffen (Friege & Kampwirth, 2012, S. 171).

30% des Strombedarfs der Menschen in Deutschland soll bis zum Jahr 2020 durch erneuerbare Energie gedeckt werden (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 82). Die Energiewende soll voraussichtlich bis zum Jahr 2050 abgeschlossen sein und die Energieversorgung 100% über die erneuerbare Energie erfolgen (Umweltbundesamt, 2015).

Allerdings existiert das Problem, dass die Natur nicht kontrollierbar ist und somit die Energiequellen für die erneuerbare Energie, wie z. B. Sonne oder Wind, nicht durchgehend vorhanden sind. Dies hat zur Folge, dass bei wenig produzierter Energie wegen der Dunkelheit und der Windstille die herkömmlichen Kraftwerke einspringen müssen, um den Energieverbrauch der Menschen zu kompensieren (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 82). Im Zeitalter der Energiewende werden diesbezüglich Einspeiseanlagen erbaut, um die nicht genutzte Energie, welche durch erneuerbare Energie entstanden ist, speichern zu können. Auch bei wenig Sonne und Wind kann so die nötige Energie den Verbrauchern zur Verfügung gestellt werden (Umweltbundesamt, 2015).

Die Erzeugungsstrukturen und der Transport der Energie werden durch die Energiewende radikal verändert. Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien entstehen neue innovative Chancen für die Energiewirtschaft. Das Energienetz wird in die Datenkommunikation integriert, welche die Steuerung und Nutzung intelligenter gestaltet und die Transparenz erhöht (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 76).

Der Strom wird durch die erneuerbare Energie zunehmend dezentral erzeugt. Die erzeugenden Anlagen sind weit voneinander entfernt. Kleinwasserkraftwerke werden an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher ökologischer Umgebung aufgestellt, Windkrafträder werden on- und offshore gebaut und haben keine zentrale Erzeugungsstelle (Umweltbundesamt, 2015), weshalb das Transportieren der Energie erschwert wird. Durch den Einsatz von intelligenten Netzen kann der zukünftige Energiebedarf prognostiziert werden und Informationen über den Netzzustand mitteilen (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 79).

Bislang ist nicht bekannt gewesen, welche Anlage die erzeugte Energie in das Netz eingespeist hat. Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien werden die intelligenten Netze mit den Erzeugungsanlagen vernetzt. Es werden dadurch Leistungsschwankungen im Netz schneller erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet. Das Smart Grid kann durch das Versenden von Daten die Erzeugung, die Speicherung und den Verbrauch aufeinander abstimmen. Dem Energieversorger werden die Daten der Energieproduktion und der Verbrauch zeitnah bereitgestellt (Umweltbundesamt, 2015), was somit zur Kostensenkung beiträgt (Brakhage & Hollerbach, 2015, S. 79).

Laut einer Schätzung wird die Energiewende zum Jahr 2050 dazu beitragen, dass die Kosten für den Verbrauch von Strom, der durch erneuerbare Energie erzeugt wird, ca. 6 – 7,7 Cent/kWh betragen werden. Der Strom, welcher durch fossile Energien gewonnen wird, wird stattdessen im selben Jahr ca. 15 Cent/kWh betragen. Die Entwicklung zeigt, dass die Energiewende für den Verbraucher zukünftig ökonomisch lukrativ sein wird (Umweltbundesamt, 2015).