Diese Kapitel befasst sich mit den Grundlagen zum Thema Referenzmodell und Refe-renzmodellierung. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Interpretationen des Modell- sowie Referenzmodellbegriffes, strebt dieses Kapitel eine eindeutige Nennung, der für diese Arbeit relevanten Begriffe an.

Bevor der Bereich des Referenzmodells und der Referenzmodellierung betrachtet wird, wird auf Grund der zahlreichen Interpretationen des Modellbegriffs, nach der Betrach-tung der Wortherkunft, der allgemeine Modellbegriff nach Stachowiak betrachtet. Die weitere Explikation des Begriffes baut darauf auf und führt schließlich zu dem in der vorliegenden Arbeit betrachteten Modellbegriff sowie seiner Implikationen bezüglich des Referenzmodells und der Referenzmodellierung. Der Begriff Modell bedeutet Muster, Form; Vorbild, Entwurf und wurde 1600 aus dem italienischen „modello“, aus dem Be-reich der bildenden Kunst entlehnt. Das italienische „modello“ geht auf das lateinische „modulus“ zurück, dass für Maß, Maßstab steht (vgl. Dudenredaktion 2007, S. 535). Der Modellbegriff nach Stachowiak, findet sich in einer Vielzahl von Beiträgen zum Thema Referenzmodellierung und wird deswegen auch in der vorliegenden Arbeit be-trachtet (Schütte 1998; Thomas 2006; Vom Brocke 2003). Der abbildungsorientierte sowie konstruktionsorientierte Modellbegriff bauen auf ihm auf (vgl. Vom Brocke 2003, S. 10). Die Allgemeine Modelltheorie stammt aus den siebziger Jahren von Herbert Stachowiak aus der wissenschaftlichen Disziplin der Philosophie. Der Autor definiert ein Modell wie folgt: „X ist Modell des Originals Y für den Verwender v in der Zeitspanne t bezüglich der Intention Z“ (Stachowiak 1983, S. 118). Ferner legt er drei Eigenschaften fest. Das Abbildungsmerkmal, das Verkürzungsmerkmal und das pragmatische Merk-mal. Modelle sind basierend auf den Merkmalen eine Abbildung eines Originals. Das Original kann natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein. Damit besteht eine Bezie-hung zwischen Modell und Original. Das Original kann selbst wieder ein Modell sein. Das Modell enthält allerdings nur ausgewählte Teile des Originals. Welche Teile in das Modell aufgenommen werden, hängt vom Modellersteller und dem Modellnutzer ab. Das prag-matische Merkmal beschreibt die Selektion von Originalattributen, die im Modell berück-sichtigt werden. Aus informaler Sicht werden Attribute des Originals irgendwo zwischen wahllos und auf einem Hintergrund basierend selektiert. Aus formaler Sicht wird der Modellnutzer, die Zeit und die kognitiven sowie faktischen Verrichtungen berücksichtigt. Es sind die Faktoren eines Originals als relevant zu betrachten, die für den Modellnutzer innerhalb einer bestimmten Zeitspanne von Bedeutung sind (vgl. Stachowiak 1973, S. 131–133). „Modelle sind nicht nur Modelle von etwas. Sie sind auch Modelle für jeman-den, einen Menschen oder einen künstlichen Modellbenutzer. Sie erfüllen dabei ihre Funktionen in der Zeit, innerhalb eines Zeitintervalls. Und sie sind schließlich Modelle zu einem bestimmten Zweck. Man könnte diesen Sachverhalt auch so ausdrükken: Eine pragmatisch vollständige Bestimmung des Modellbegriffs hat nicht nur die Frage zu be-rücksichtigen, wovon etwas Modell ist, sondern auch, für wen, wann und wozu bezüglich seiner je spezifischen Funktionen es Modell ist“ (Stachowiak 1973, S. 133). Beim abbil-dungsorientierten Modellbegriff handelt es sich bei einem Modell um eine gedachte, abs-trakte Nachbildung der Realität, mit dem Ziel einem Subjekt zweckdienlich zu sein. Die Betonung der Realität verläuft hier konträr zu der Aussage Stachowiaks, dass Originale nicht nur natürlichen, sondern auch künstlichen Ursprungs sein können (vgl. Vom Bro-cke 2003, S. 10). Der Abbildungsorientierte Modellbegriff ist weitestgehend als Grund-satz in der Wirtschaftswissenschaft (vgl. Kosiol, 1961; Grochla, 1969; Heinen, 1985; Bliemel, 1999 zitiert nach: Vom Brocke 2003, S. 10), Informatik (vgl. Biskup, 1995; Hesse, 1994 zitiert nach: Vom Brocke 2003, S. 10) und damit auch Wirtschaftsinforma-tik etabliert (vgl. Becker, 1995; Rosemann, 1996; Hars, 1994; und weitere zitiert nach: Vom Brocke 2003, S. 10). Ziel des abbildungsorientierten Modellbegriffs ist es, Elemente der realen Welt im Modell bildlich darzustellen. Zur Umsetzung geht der Ansatz von einer Realwelt aus, aus der der Modellersteller, entsprechend seiner Auffassung der Re-alwelt die Diskurswelt schafft. Aus der Diskurswelt schafft der Modellierer nun mit Hilfe seiner Interpretation das Objektsystem. Das Objektsystem kennzeichnet damit die Vor-stellung des Modellerstellers. Die Vorstellung überträgt er mittels Sprachkonstrukten in ein Modellsystem. Die Beziehung zwischen Objektsystem und Modellsystem wird über die Eigenschaften homomorph und isomorph unterschieden. Homomorph (strukturer-haltend) bedeutet, dass jedes Objekt mehrere Entsprechungen im Modell hat, während isomorph (strukturgleich) einem Objekt genau eine Entsprechung im Modell zuordnet. Die Schwäche an diesem Ansatz ist hauptsächlich auf das Subjekt bezogen. Sei es der Modellersteller oder der Modellnutzer, so haben beide unterschiedliche Wahrnehmungen der Elemente der Realwelt. Auch ist es fragwürdig, ob eine trennscharfe Erfassung der Realwelt, werturteilsfrei bzw. unverändert und intersubjektiv möglich ist. Jedoch setzt der Ansatz dies voraus (vgl. Vom Brocke 2003, S. 10–12). Analog dazu die Erfassung und Lösung eines Problems durch ein Individuum (vgl. Schütte 1998, S. 46-48; Vom Brocke 2003, S. 10-12). Der konstruktionsorientierte Modellbegriff greift dieses Problem auf und beachtet die subjektive Wahrnehmung von Individuen. Modelle sind dabei mög-liche Szenarien der Realität die von einem Individuum interpretiert wurden. Der abbil-dungsorientierte Begriff, beschreibt lediglich die Abbildung eines vorgegebenen Origi-nals in Form eines Modells, während der konstruktionsorientierte die Gestaltung des Originals als notwendige Bedingung zur Modellierung voraussetzt (vgl. Schütte 1998, S. 49–50). SCHÜTTE definiert den konstruktionsorientierten Modellbegriff wie folgt: „Ein Mo-dell ist das Ergebnis einer Konstruktion eines Modellierers, der für Modellnutzer eine Repräsentation eines Originals zu einer Zeit als relevant mithilfe einer Sprache deklariert […]. Ein Modell setzt sich somit aus der Konstruktion des Modellierers, dem Modellnut-zer, einem Original, der Zeit und einer Sprache zusammen“ (Schütte 1998, S. 59). Im Folgenden wird genauer auf die kursiv gekennzeichneten Begriffe der Definition von Schütte eingegangen. Der Modellierer erstellt das Modell basierend auf der Frage nach dem „für was“ ist das Modell gedacht. Dazu interpretiert er das Problem. Hierbei wird von einer subjektiven Wahrnehmung des Modellierers ausgegangen. Der Modellnutzer gibt den Hintergrund für das Modell vor. Das Original ist eine Problemstellung nach Be-lieben, welches modelliert werden soll. Dem voraus, geht die subjektive Wahrnehmung eines Problems durch ein Individuum. Die Zeit, definiert zum einen den Zeitpunkt der Erstellung, zum anderen die Geltungsdauer des Modells. Veränderungen in der Umwelt können dazu führen, dass Modelle ihre Legitimität verlieren. Die Sprache dient der Schil-derung der Inhalte des Modells. Dabei handelt es sich um Zeichen, die der Beschreibung von Problemen dienen, ohne aber deren Inhalt zu erfassen. Also eine rein syntaktische Beschreibung. Durch die Nutzung des konstruktionsorientierten Begriffs ergeben sich folgende Schlüsse. Es gibt keine Anforderung an Strukturerhaltung oder Strukturgleich-heit. Die Beziehung zwischen Realität und Modell wird nicht kritisiert. Ein Bezug des Modells zur Realität, kann, muss aber nicht vorhanden sein. Wichtiger ist der Modell-nutzen. Folglich, hat der Modellierer als Ersteller des zu modellierenden Bereichs und der Abbildung dessen, in Form eines Modells eine hohe Relevanz (vgl. Schütte 1998, S. 59–62). Aufgrund der Zugehörigkeit von Referenzinformationsmodellen (im Folgenden, kurz Referenzmodell genannt), zur Informationsmodellklasse (vgl. Schütte 1998, S. 64), wird der Begriff des Informationsmodells sowie seine Eigenschaften betrachtet. SCHÜTTE definiert ein Informationsmodell wie folgt: „Ein Informationsmodell ist das Ergebnis ei-ner Konstruktion eines Modellierers, der für Anwendungssystem- und Organisationsge-stalter Informationen über zu modellierende Elemente eines Systems zu einer Zeit als relevant mit Hilfe einer Sprache deklariert“ (Schütte 1998, S. 63). Nach SCHÜTTE handelt es sich bei Informationsmodellen i.d.R. um deskriptive Modelle, die bezüglich ihrer Sicht auf das Original in Struktur- und Verhaltenssicht zu unterteilen sind. In dieser Untertei-lung findet sich die vierteilige Gliederung nach Daten-, Funktions-, Organisations- und Prozesssicht wieder. Dementsprechend gehören die Daten- und Organisationssicht zur Struktursicht, während die Funktionssicht der Verhaltenssicht zugeordnet wird. Eine Un-terscheidung zwischen Funktions- und Prozesssicht findet nicht statt (vgl. Schütte 1998, S. 63-68 und 101). Weiter haben Modelle einen Wahrheitsanspruch. Dieser Wahrheits-anspruch wird aufgrund der Ausführungen zum konstruktionsorientierten Modellbegriff, von SCHÜTTE nicht weiter verfolgt (vgl. Schütte 1998, S. 65–66). Gleiches gilt für die vorliegende Arbeit. Informationsmodelle werden weiter durch ihre inhaltliche Breite un-terschieden. Demzufolge sind Unternehmensmodelle auf ein bestimmtes Unternehmen bezogen, wohingegen Referenzmodelle für eine Gruppe von Unternehmen gelten. Wie in der Definition beschrieben, sind die Zielgruppe für das Informationsmodell der An-wendungssystem- und der Organisationsgestalter. Anwendungssystemmodelle betrach-ten automatisierbare Informationen und sind damit für Anwendungssystemgestalter ge-dacht. Organisationsmodelle helfen bei der Organisationsgestaltung und sind damit für den Organisationsgestalter von Interesse. Weiter unterscheiden sich Informationsmo-delle hinsichtlich ihres Abstraktionsgrades vom Original. Unterschieden wird zwischen Instanzen-, Typen- und abstrakter Ebene. Auf Instanzenebene werden Elemente des Originals kopiert. Auf der Typenebene wird nach gemeinsamen Elementen gesucht, die folgend zusammengefasst werden. Auf abstrakter Ebene werden ähnliche Elemente ver-dichtet. Die letzte Eigenschaft ist die Aussagenstufe der Modellsprache und befasst sich mit dem Meta-Modell. In der Wirtschaftsinformatik werden zur Beschreibung von Infor-mationsmodellen formale Sprachen verwendet. Die Syntax dieser Sprache bezeichnet das Meta-Modell (vgl. Schütte 1998, S. 63–68). Im Folgenden wird nun auf den Refe-renzmodellbegriff eingegangen. Der Begriff Referenz bedeutet „Empfehlung“, „Bezie-hung“ und stammt aus dem 19. Jahrhundert. In der Kaufmannssprache wurde damit eine Firma oder eine Person bezeichnet, die Vertrauenswürdige Auskunft über einen Geschäftspartner erteilt. Später handelte es sich dann lediglich um Personen, auf die man sich zu seiner Fürsprache bezog (vgl. Dudenredaktion 2007, S. 659). Im Zuge der Etymologie des Begriffes „Referenz“, sind bereits die beiden wichtigsten Eigenschaften von Referenzmodellen genannt. Zum einen der Bezug zum betrieblichen Informations-system zum anderen der Empfehlungscharakter (vgl. Schütte 1998, S. 69). SCHÜTTE definiert ein Referenzmodell, wie folgt: „Ein Referenz-Informationsmodell ist das Ergeb-nis einer Konstruktion eines Modellierers, der für Anwendungssystem- und Organisati-onsgestalter Informationen über allgemeingültig zu modellierende Elemente eines Sys-tems zu einer Zeit als Empfehlungen mit einer Sprache deklariert, so daß ein Bezugs-punkt für ein Informationssystem geschaffen wird“ (Schütte 1998, S. 69). Ziel eines Referenzmodells ist, die Bereitstellung einer Grundlage zur Entwicklung eines konkreten unternehmensspezifischen Modells. Ermöglicht wird die Erstellung unternehmensspezi-fischer Modelle dadurch, dass das Referenzmodell mehrere Anwendungsszenarien ab-deckt. Dem Referenzmodell wird somit eine Allgemeingültigkeit zugesprochen. Die Grenzen ergeben sich aus dem von dem Referenzmodell betrachteten Gegenstand. Ver-gleichend, sind unternehmensspezifische Informationsmodelle enger geschürt (vgl. Schütte 1998, S. 69–70). Bei den vom Referenzmodell bereitgestellten Szenarien han-delt es sich um mögliche Fälle (vgl. Kosiol 1964 S. 757; zitiert nach: Schütte 1998, S. 70), deren reale Bestätigung bis zur Anwendung offen bleibt (vgl. Schütte 1998, S. 70). Für das Referenzmodell sind vor allem die semantischen Aspekte als wichtig einzustu-fen, während bei Meta-Modellen die syntaktischen von Bedeutung sind. Es gibt bei der Modellierung des Referenzmodells zum einen, die Möglichkeit übereinstimmende Merk-male von Modellen in das Referenzmodell aufzunehmen zum anderen, Modelle zu be-trachten und demnach, generalisierend das Referenzmodell zu konstruieren. Diese Va-riante wird als induktive Referenzmodellerstellung bezeichnet. Wie bei anderen Modell-arten, ist auch bei Referenzmodellen, dem Meta-Modell Aufmerksamkeit zu widmen. Es abstrahiert von semantischen Inhalten und fokussiert an ihrer Stelle die syntaktischen (vgl. Schütte 1998, S. 72–73). Für die Modellierung der semantischen Faktoren im Re-ferenzmodell, wird immer eine Referenz benötigt. Meist sind diese nicht als Modell vor-handen, wodurch der Modellierer auf seine eigenen Interpretationen angewiesen ist. Ohne diesen Vorgang wäre es ihm jedoch nicht möglich, die Realität zu erfassen und darzustellen. Das Referenzmodell bildet damit eine Art Theorie, die nicht als echte The-orie zu verstehen ist, sondern eine geordnete Wahrnehmung zwischen Modellierern för-dert. Dies betont die Wichtigkeit der Nutzung eines Referenzmodells zur Modellierung. Demnach ist die Sprache die bereits oben über das Meta-Modell angedeutet wurde, von hoher Bedeutung (vgl. Schütte 1998, S. 74–75). Neben dem Referenzmodellbegriff von SCHÜTTE existieren weitere, die von FETTKE im Rahmen einer Neukonzeption der Refe-renzmodellevaluation analysiert wurden. Sie werden im Folgenden zur Vollständigkeit kurz betrachtet. Laut FETTKE, stammen die zur Zeit vorherrschenden Referenzmodellbe-griffe von HARS, SCHÜTTTE, BECKER UND VOM BROCKE (vgl. Fettke 2006, S. 19–28). Die De-finition von HARS baut auf dem abbildungsorientierten Modellbegriff auf (vgl. Fettke 2006, S. 20): „Bei jedem Referenzmodell handelt es sich um ein Modell, das für den Entwurf anderer Modelle herangezogen werden kann“ (Fettke 2006, S. 20). Damit ein-her geht die Unterscheidung von vier Eigenschaften für das Referenzmodell. Nützlich-keit, zur Modellierung folgender Modelle; Allgemeingültigkeit, so dass aus dem Refe-renzmodell individuelle Modelle geschaffen werden können; Anpassbarkeit, auf dass die Möglichkeit zur Übertragung in ein individuelles Modell gegeben ist und Anwendbarkeit, so dass es in seiner grundlegenden Form als individuelles Modell genutzt werden kann (vgl. Fettke 2006, S. 20). Der nächste von FETTKE untersuchte Referenzmodellbegriff ist der von SCHÜTTE. Er wird hier nicht genauer beschrieben, da er weiter oben bereits be-schrieben wurde. Der Referenzmodellbegriff nach BECKER weist dem Referenzmodell die Eigenschaften Klassenbezug sowie Hoher Abstraktionsgrad zu. Der Klassenbezug sagt aus, dass das Referenzmodell für eine Gruppe von Objekten gilt. Ein Objekt ist zum Beispiel ein Unternehmen. Der höhere Abstraktionsgrad wird im Vergleich zum indivi-duellen Modell angeführt. In Teilmodellen können wahlweise unterschiedliche Szenarien enthalten sein (vgl. Fettke 2006, S. 23–24). Der letzte von FETTKE betrachtete Referenz-modellbegriff, ist der nach VOM BROCKE. Er baut – auf die durch ihn formulierte Kritik – am Modellbegriff von SCHÜTTE auf (vgl. vom Brocke 2003, S. 31-38; zitiert nach: Fettke 2006, S. 24). VOM BROCKE kritisiert, dass die Eigenschaften, Allgemeingültigkeit und Empfehlungscharakter nur eingeschränkt zwischen Individuen überprüfbar sind. Dazu beschreibt er zwei Fälle in denen erstens, der Modellersteller sein Modell als Referenz-modell auszeichnet, ohne das es als solches genutzt wird und zweitens, Modelle die von Modellanwendern genutzt werden, ohne dass der Modellierer die Absicht der Schaffung eines Referenzmodells gehabt hätte (vgl. Fettke 2006, S. 24–25). Nach VOM BROCKE ist ein Referenzmodell, ein Modell, das als Basis zur Entwicklung von Anwendungsmodellen dient. Der Inhalt des Referenzmodells wird im Anwendungsmodell erneut verwendet (vgl. Vom Brocke 2003, S. 34). Die vorliegende Arbeit folgt zum einen dem konstrukti-onsorientierten Modellbegriff zum anderen dem Referenzmodellbegriff nach SCHÜTTE. Dies liegt in der Verwendung des Vorgehensmodells zur Referenzmodellierung von Schütte begründet. Zum einen folgt das Vorgehensmodell dem Konstruktionsorientier-ten Begriff (vgl. Schütte 1998, 189 ff. und S. 184-188), zum anderen erscheint die Nutzung auf Grund der durch die Begriffe vorgelegten Kriterien sinnvoll. Schließlich wer-den die Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung (GoM) betrachtet. Es handelt sich dabei um eine von SCHÜTTE weiterentwickelte Fassung des Begriffs der auf BECKER, RO-SEMANN UND SCHÜTTE aus dem Jahr 1995 zurückgeht. Die GoM helfen dem Modellierer bei der Erstellung des Modells und stellen ihm qualitativ vergleichbare Kriterien zur Modell-bewertung zur Verfügung (vgl. Schütte 1998, S. 111–112). Der Grundsatz zur Kon-struktionsadäquanz befasst sich mit dem Gegenstand der Modellierung und dem wie etwas im Modell ausgestaltet werden soll. Der Grundsatz teilt sich in den Konsens über die Problemdefinition sowie dem Konsens zur Modelldarstellung auf. Der Modellanwen-der erwartet Einigkeit gegenüber dem vom Modell adressierten Problem. Einigkeit über das Problem wird mit Hilfe des Austausches zwischen Modellierer und Modellnutzer so-wie Fachexperten erreicht. Bei dem Konsens zur Modelldarstellung wird eine einheitliche Gestaltung der Informationsobjekte in Bezug auf das Problem angestrebt, die unabhän-gig vom Kontext gleichbleibend ist. Diese Eigenschaften werden als Intra- bzw. Inter-modell-Konsistenz bezeichnet. Die Intramodell-Konsistenz schreibt die identische Nut-zung von Modellierungskonstrukten vor, während die Intermodell-Konsistenz, die im Modell zu betrachtenden Gegenstände in unterschiedlichen Modellen gleich darstellt. Die im Modell betrachtenden Inhalte müssen darüber hinaus für den Modellnutzer wichtige Gegenstände enthalten und möglichst breit angelegt sein. Auf diese Weise kann der Modellnutzer anhand vieler Faktoren über ihre Nutzung entscheiden. Die modellierten Informationsobjekte bestimmen den Abstraktionsgrad des Modells und das Modell ist minimal, wenn fiktiv bei der Entfernung eines Informationsobjektes ein Verlust für den Modellnutzer eintritt (vgl. Schütte 1998, S. 120–121). Der Grundsatz der Sprachadä-quanz befasst sich mit der Relation zwischen Modellsystem und Sprache. Es unterteilt sich in Spracheignung und Sprachrichtigkeit. Innerhalb der Sprachrichtigkeit in die se-mantische Mächtigkeit, den Formalisierungsgrad und Sprachverständlichkeit (vgl.Schütte 1998, S. 124–125). Die Spracheignung steht für die, im Hinblick auf das Prob-lem, korrekte Auswahl der Modellierungstechnik und -konstrukte (vgl. Seltveit 1994; zitiert nach: Schütte 1998, S. 125). Die Sprachrichtigkeit befasst sich mit der korrekten Anwendung der Syntax, die durch die Regeln im Meta-Modell festgelegt sind. Im Meta-Modell sind nur die Aspekte abgebildet, die im Modell auch faktisch angewandt werden. Dieses Subkriterium der Sprachrichtigkeit wird Vollständigkeit genannt. Neben der Voll-ständigkeit formuliert die semantische Mächtigkeit die Wahl der richtigen Modellierungs-sprache, die von dem betrachteten Problem und dem Modellierungszweck abhängig ist (vgl. Zelewski 1995 S. 16 ff.; zitiert nach Schütte 1998, S. 125). Der Formalisierungs-grad der Sprache beeinflusst die Informationstechnische Implementierung. Es sind je-doch auch semi-formale Sprachen möglich. Die Sprachverständlichkeit bezieht sich auf den Modellnutzer. Modellierungstools können die Verständlichkeit des Modells für den Anwender fördern (vgl. Schütte 1998, S. 124–127). Der Grundsatz der Wirtschaftlich-keit bezeichnet die Auswirkungen auf ökonomische Zielsetzungen und beeinflusst den Nutzen in der Praxis. Sie werden zum Beispiel durch die Kosten, die Informationsmodelle erzeugen negativ beeinflusst. Dem entgegenstehen die Erlöse die durch die Informati-onsmodelle errungen werden. Der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit steht häufig im Spannungsverhältnis zu den übrigen Grundsätzen der ordnungsgemäßen Modellierung. Die Wirtschaftlichkeit wird durch die Konsensfindung in Bezug auf das Problem beein-flusst. Je länger ein Konsens bezüglich diesem Problem besteht, desto weniger müssen Veränderungen am Modell vorgenommen werden, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit erhöht. Ziel muss es somit sein, das Modell anpassungsfähig zu gestalten, so dass es für zukünftige Anwendungen „gewappnet“ ist. Zur Anpassungsfähigkeit kommt die Ro-bustheit hinzu, die das Modell gegenüber zeitlicher Veränderungen oder besser, „Veral-terung“ seine Gültigkeit nicht verlieren lässt. Ein Modell ist robuster, je strukturschwä-cher es ist. Diese Aspekte werden in der vorliegenden Arbeit, rein qualitativ betrachtet, auch ist es nur schwer möglich die benötigte Amortisationsrechnung im Detail auszu-führen. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Wirtschaftlichkeit ist das Sprachverständnis und die Sprachanwendung. Je verständlicher die Sprache ist, desto mehr kann von Wirt-schaftlichkeit gesprochen werden, da sie eine zügige Modellierung ermöglicht. Weiter ist die Übersetzungsfähigkeit der Sprache in andere Sprachen ein Aspekt, der sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. So kann die anwenderbezogene Sprache leicht in eine für das System geeignete Sprache übersetzt werden. Unterschiedliche Sichten wir-ken sich ebenfalls positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus, da je nach Anwendungsfall sich-ten übergreifende Aspekte ausgelassen werden können (vgl. Schütte 1998, S. 129–130). Der Grundsatz des systematischen Aufbaus befasst sich mit den Regeln zur Mo-dellierung der unterschiedlichen Sichten des Modells. Das Meta-Modell muss Regeln be-inhalten, die die sichtenübergreifenden Aspekte syntaktisch berücksichtigen (vgl.Schütte 1998, S. 130–131). Die Modellierung unterschiedlicher Sichten hilft darüber hinaus, den betrachteten Gegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und dient somit der semantischen Komplexitätsreduktion (vgl. Becker 2012). Der Grundsatz der Klarheit unterteilt sich in Hierarchisierung, Layoutgestaltung und Filte-rung. Allgemein geht es um die semantische wie syntaktische Verständlichkeit des Mo-dells. Die Hierarchisierung beschäftigt sich mit der Darstellung von Hierarchien im Hin-blick auf die spezifischen Informationsflüsse. Zugleich wird gefordert sie auf den Model-lanwender anzupassen. Die Layoutgestaltung bezieht sich auf die räumliche Anordnung und Anzahl von Objekten sowie der Beschreibung ihrer Relationen zueinander. Die Fil-terung befasst sich mit der Entwicklung der für den Modellanwender verständlichen In-halte. Dabei handelt es sich um die Abstraktion oder Konkretisierung des betrachteten Gegenstands. Der Modellierer legt damit den Detailgrad des Modells fest (vgl. Schütte 1998, S. 131–133). Der letzte Grundsatz ist der, der Vergleichbarkeit. Die Vergleich-barkeit bezieht sich zum einen auf die semantische Vergleichbarkeit, in der zwei Modelle miteinander verglichen werden, die den gleichen Untersuchungsgegenstand haben und zum anderen auf die syntaktische Vergleichbarkeit in der zwei Meta-Modelle unter-schiedlicher Modell miteinander verglichen werden. Inhaltliche Vergleichbarkeit liegt vor, wenn die Beziehung der Modelle zueinander mit Hilfe von Äquivalenzrelationen an-gegeben werden kann. Voraussetzung ist eine gleichwertige Mächtigkeit der Sprachen, was bedeutet das die Konstrukte des einen Modells auch im anderen abgebildet werden können. Dabei ist wiederum die Richtung des Vergleiches ausschlaggebend so kann ein von der Mächtigkeit her, höherwertiges Modell nicht mit einem strukturschwächeren Modell verglichen werden (vgl. Schütte 1998, S. 133–134).