Zur Erstellung des Referenzmodells, wird das von SCHÜTTE entwickelte Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung genutzt. Es umfasst fünf Phasen:

  1. Problemdefinition
  2. Konstruktion des Referenzmodellrahmens
  3. Konstruktion der Referenzmodellstruktur
  4. Komplettierung
  5. Anwendung
    Die Phasen werden von SCHÜTTE zunächst nur kurz beschrieben, woran sich eine aus-führliche Erläuterung der einzelnen Phasen anschließt. Sein Vorgehensmodell hat die Erstellung eines Referenzmodells, auf Grundlage des konstruktionsorientierten Modell-begriffs zum Ziel (vgl. Schütte 1998, 189 ff. und S. 184-188). Das Ergebnis ist ein Referenzmodell, dass neben den in der Definition von SCHÜTTE genannten Aspekten (s. Kapitel 2.2), Empfehlungscharakter aufweist und mehrere Anwendungsfälle darstellt, so dass ein Ausgangspunkt für konkrete Modelle geschaffen wird (vgl. Schütte 1998, S. 69). Für die vorliegende Arbeit erfolgt eine Orientierung an dem Vorgehensmodell von SCHÜTTE. Dazu werden die Phasen nacheinander betrachtet und die Verwendung ihrer
Abbildung 2.1: Vorgehensmodell zur Referenzmodellierung
Quelle: In Anlehnung an: Schütte (1998), S. 185

Inhalte entsprechend gekennzeichnet. Die nachstehende Abbildung zeigt in den Recht-ecken die einzelnen Phasen des Vorgehensmodells, während die abgerundeten Recht-ecke die Ergebnisse der Phasen anzeigen (vgl. Schütte 1998, S. 185).


Erste Phase


In der ersten Phase, der Problemdefinition gilt es ein Problem aufzufinden, dass mit der Problemwahrnehmung des Modellanwenders korreliert. Das bedeutet, dass aus Sicht des späteren Modellanwenders das zu lösende Problem tatsächlich besteht. Das Problem muss darüber hinaus für mehrere Unternehmen gültig sein, so dass dem Referenzmodell der Empfehlungscharakter und die Gültigkeit für mehrere Unternehmen gegeben ist. Das dem so ist, wird in Kapitel 0 anhand von Beispielen, Studien und Statistiken ver-schiedener Autoren und Unternehmensberatungen gezeigt. Damit sind Probleme defi-niert die Modellersteller und -anwender als relevant erscheinen. Im Zuge der von SCHÜTTE vorgeschlagenen und damit hier angestrebten Top-Down-Modellierung, wird es unter der Berücksichtigung des Zieles der Arbeit (Kapitel 1.1) möglich über einen vo-rausgehenden groben Rahmen Verfeinerungen vorzunehmen, um ebenfalls Spezialfälle zu betrachten (vgl. Schütte 1998, S. 184–187). Weiter sieht die Problemdefinitions-phase vor, feste Namen für Objekte, Aktivitäten und Zustände zu vergeben (vgl. Schütte 1998, S. 189–192). Die Namen für Objekte, Aktivitäten und Ergebnisse ergeben sich in der vorliegenden Arbeit aus den betrachteten Transformationsansätzen. Auf diese Weise kann das Problem unkompliziert in das Referenzmodell übertragen werden und der Auf-wand komplizierter Be- oder Umschreibungen entfällt. Das Vorgehensmodell schreibt die getrennte Führung der Bezeichner vor und umfasst einige Regeln zur Namens-vergabe. Objekte wie zum Beispiel „der Auftrag“, sind zeitunabhängig oder zeitpunkt-abhängig und werden als Substantiv im Singular formuliert. Bei der Hierarchisierung ist darüber hinaus die Vergabe zweier Substantive wie zum Beispiel „Geschäftspartner Lie-ferant“ sinnvoll, um das generalisierende Objekt aus einer unteren Hierarchieebene her-aus zu erkennen. Objekte bilden die Struktursicht, wohingegen Aktivitäten, die Verhal-tenssicht gestalten. Aktivitäten kennzeichnen den Wechsel von einem in den anderen Zustand und werden als Verben formuliert. Aufgrund ihrer engen Bindung zu Objekten, wird zur Bezeichnung das Substantiv des Objekts mit dem Verb der Aktivität verbunden. Daraus ergibt sich dann zum Beispiel: „Auftrag buchen“. Zustände können als Ereignisse betrachtet werden, die zum Beispiel nach der Durchführung einer Aktivität abgebildet werden. Zur Bildung des Zustandes wird das Substantiv des Objekts und ein Verb im Partizip Perfekt genutzt, woraus sich zum Beispiel „Bestellung gebucht“ ergibt. Das Fest-legen von Namen, vereinfacht die Prüfung auf vorhandene und fehlende Bezeichner und schafft einen schnellen Überblick (vgl. Schütte 1998, S. 189–192). Die Verwendung von Prä- und Suffixen unterbleibt (vgl. Schütte 1998, S. 193–194). In der vorliegenden Ar-beit werden die Begriffe der Objekte, Aktivitäten und Zustände, aufgrund einer inte-grierten Sicht des Referenzmodells nicht getrennt geführt. Außerdem stellt ein Objekt, einen durchzuführenden Schritt innerhalb des Referenzmodells dar. Weiter beschreibt SCHÜTTE, dass bei der Vergabe von Namen außerdem darauf zu achten ist, bzw. dem Modellanwender vorzugeben ist, wie er sich in der Begebenheit des Wegfalls von Objek-ten, bei der Erstellung seines spezifischen Modells zu verhalten hat (vgl. Schütte 1998, S. 191). Weiter beschreibt SCHÜTTE, dass das Problemempfinden von Modellierern und Modellanwendern subjektiv ist (s. auch Kapitel 2.1), wodurch ein Konsens der zu mo-dellierenden Aspekte benötigt wird. Als dazu förderlich, werden die Grundsätze ord-nungsmäßiger Modellierung Konstruktionsadäquanz und Sprachadäquanz sowie die Ty-pisierung von Problemen angeführt. Der Grundsatz der Konstruktionsadäquanz (s. auch Kapitel 2.1) fordert die Verständigung von Modellierer und Modellanwender zur Kon-sensfindung. SCHÜTTE beschreibt hier die Notwendigkeit zur Definition und Ausformulie-rung der unterschiedlichen Sichtweisen auf das Problem und ihrer Dokumentation. Kon-flikte müssen dabei spezifiziert werden (vgl. Schütte 1998, S. 197–198). SCHÜTTE schlägt zur Konsensfindung vereinzelte Ansätze im Rahmen der Argumentationstheorie vor. Die Konsensfindung wird durch den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit (s. auch Kapitel 2.1) determiniert (vgl. Schütte 1998, S. 198–200). Aufgrund einer davon abweichenden Me-thode zur Konsensfindung in dieser Arbeit, werden diese hier nicht weiter betrachtet. In der vorliegenden Arbeit wurde das Problem in Kapitel 0 erörtert und dahingehend an-genommen, dass ein Konsens besteht. Die Kosten zur Erstellung des Referenzmodells nehmen in dieser Arbeit einen geringeren Stellenwert ein, als es in der Praxis der Fall wäre. Weiter beschreibt SCHÜTTE, dass darüber hinaus die Wirtschaftlichkeit zur Nutzung des Modells zu berücksichtigen ist. Dazu gehört zum Beispiel die zeitliche Gültigkeit des Modells. Die Dokumentation der Definition und Problemformulierung wirkt sich positiv auf den Grundsatz der Sprachadäquanz aus. Neben den in Kapitel 2.1 geschilderten Aspekten gehört dazu die Prüfung der Angemessenheit der Sprache für den Anwen-dungsfall. Dadurch werden Modellkonstruktion und Modellnutzen unterstützt. Zu Beginn der Modellerstellung gilt es in der Modelldefinition abzuklären wofür das Modell ange-fertigt wird und wovon es Modell ist. Nachdem der Konsens bezüglich des Problems gefunden ist, wird die Problemdefinition natürlich-sprachlich festgehalten. Die Konsens-findung ist durch das hervorbringen von Argumenten geprägt und kann zum Beispiel durch die Nutzung der GoM als Referenz begünstigt werden. Der Autor zählt sie zu so-genannten Argumentklassen. Die Bildung, weiterer an das Problem angepasster Argu-mentklassen, ist erforderlich um den Diskussionsprozess voranzutreiben (vgl. Schütte 1998, S. 201–204). Weitere Klassen sind zum Beispiel genutzte Entscheidungsverfahren oder Zeit (vgl. Schütte 1998, S. 203). Damit stellt die Dokumentation des Erstellungs-prozesses, wozu auch die Konsensfindung bezüglich der Problemdefinition gehört, die Entscheidungsprozesse bei der Erstellung des Modells dar, so dass sie für Außenste-hende begreiflich wird (vgl. Schütte 1998, S. 201–204). Der Erstellungsprozess in der vorliegenden Arbeit, beginnt mit der Problemdefinition in Kapitel 0 (Phase 1) und wird in Kapitel 0 fortgesetzt (Phase 2). Die Erstellung schließt mit Kapitel 4.1 (Phase 3 und 4) sowie Kapitel 0 (Phase 5). Es wird damit keine losgelöste Dokumentation des Erstel-lungsprozesses in dem Sinne wie es von SCHÜTTE beschrieben wird angestrebt, da dies kein primäres Ziel der Arbeit darstellt. Dennoch können die zuvor genannten Kapitel als eine davon abweichende Art der Dokumentation betrachtet werden. Die Formulierung von Problemtypen stellt einen weiteren Aspekt der ersten Phase dar. Sie zielt auf die Annäherung an die Lösung des formulierten Problems durch Lösungsannahmen ab. SCHÜTTE beteuert jedoch zum einen den Mangel an Klassifikationsschemata und deren Validität. Ein Klassifikationsschema ist zum Beispiel die Abbildung eines Unternehmens einer bestimmten Branche. Es existieren Schemata, die jedoch keiner Allgemeingültig-keit unterworfen sind. Aufgrund der unzureichenden vorhandenen Schemata schlägt SCHÜTTE anhand seiner Recherchen vor, das Schema am jeweilig vorliegenden Unter-nehmen und an das Ziel angepasst zu konstruieren. Dazu gilt es zunächst die Branche festzulegen. Anschließend durch Spezifizierung Unternehmensprozessbereiche wie zum Beispiel Beschaffung oder Unternehmensplanung abzugrenzen, um schließlich unter-schiedliche Szenarien wie zum Beispiel Verbrauchsmaterialabwicklung innerhalb der Un-ternehmensprozessbereiche abzubilden. Wichtig ist eine Klassifikation zu nutzen die dem zu erreichenden Ziel angemessen erscheint (vgl. Schütte 1998, S. 205–206). In

Ermangelung eines Unternehmens das für diese Arbeit betrachtet werden kann, orien-tiert sich das grobe Schema in dieser Arbeit an den Ebenen des BE (s. Kapitel 3.1) und des BTM² (s. Kapitel 3.3.1).
Zweite Phase
Die zweite Phase nennt sich Konstruktion des Referenzmodellrahmens und beschäftigt sich mit dem Was der Konstruktion. Mit einem Beispiel zum Variantenmanagement in der Industrie beschreibt SCHÜTTE die Bildung von Varianten im Referenzmodell. Ziel ist es dem Modellnutzer die Möglichkeit zur Konfiguration des Referenzmodells zu geben, so dass er daraus das unternehmensspezifische Modell erstellen kann. Der Modellerstel-ler benötigt dafür eine Modellierungstechnik, die die spätere Konfiguration ermöglicht. Dabei sind folgende Begriffe von Bedeutung. Die Variante ist neben der Standardvari-ante, eine spezifische Realisierung eines Leistungstyps. Der Unterschied zwischen Vari-ante und Leistungstyp besteht in unterschiedlichen Leistungsmerkmalen oder kurz Merkmalen. Merkmale von Kraftfahrzeugen sind zum Beispiel: Farbe, Motorleistung, Kraftstoff, Antrieb oder Getriebe. Aufgrund unterschiedlicher Anforderungen wird die Konfigurationsmöglichkeit von Kunden gefordert. Standardvarianten können hingegen nicht weiter variiert werden. Durch die unter Umständen, vielen Merkmale entsteht Leis-tungskomplexität und durch deren Kombination Variationskomplexität. Infolgedessen wird eine Ordnung zur Organisation der Varianten und ihrer Merkmale benötigt. Dazu existieren drei Möglichkeiten. Erstens, Varianten bestehen Nebeneinander. Zweitens, Varianten bestehen in Kategorien in denen die Merkmale hinterlegt sind und drittens, die Variante wird je nach und auf Kundenwunsch erstellt. Wie bereits angedeutet lässt sich das beschriebene Variantenmanagement auf die Referenzmodellierung übertragen. Varianten können sich auf allen Ebenen des Referenzmodells wiederfinden. Bei den be-schriebenen Möglichkeiten der Organisation von Varianten und Merkmalen, ist bei ein-heitlichen Anforderungen Option zwei zu wählen. Varianten sind dann zum Beispiel Mo-delle für den Groß- oder Einzelhandel. Die Variante, also das spezifische Modell wird dann erst erstellt nach dem der Modellnutzer die für ihn relevanten Merkmale festgelegt hat (vgl. Schütte 1998, S. 207–209). Dazu ist es dem Modellersteller nötig, ein Modell-Variantenmanagement zu betreiben. Dazu sieht SCHÜTTE die Klassifikation von Informa-tionsobjekten vor. Die wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge seien im Folgenden beschrieben. Eine Klasse fasst ein oder mehrere Merkmale zusammen. Die Merkmale sind wie oben bereits im Beispiel angedeutet die Anforderungen des Kunden, also des Modellnutzers und helfen ihm zu unterscheiden, in welcher Situation, welches Objekt von Relevanz ist. Merkmale werden in zwei Arten unterschieden. Das Merkmal Konfigu-ration wird dem Ziel, Bezugspunkt des Referenzmodells gerecht, während das Merkmal Bewertung dem Ziel der Empfehlung entspricht. Die Merkmale können zu Merkmals-gruppen formiert werden, so dass dem Modellnutzer die Nutzung von Operationen, wie die Löschung einer gänzlich für ihn unpassenden Gruppe zur Verfügung steht. Ebenso verhält es sich mit den Bewertungsmerkmalen. Sie zu gruppieren ermöglicht die Bildung von Zielklassen. Sie enthalten quantitative Bewertungskriterien wie zum Beispiel 10 Stunden. Wie oben bereits angesprochen beherbergt eine Klasse Merkmale. Diese Merk-male können wiederum in Klassen vereinigt sein und werden dann als Merkmalsklasse bezeichnet. Aufgrund des Unterliegens der Klasse zu einem Klassentyp, sind die Klas-senmerkmale in der Merkmalsklasse diesem ebenfalls zuzuordnen. Der Klassentyp ist zum Beispiel die vom Referenzmodell betrachtete Branche wie Handel, Industrie oder Dienstleistung. Die Merkmale spezifizieren das Informationsobjekt und Sorgen darüber dafür, dass sie klassifiziert werden können. Die Informationsobjekte können unter-schiedlichen Typs sein. Informationsobjekttypen sind zum Beispiel: Prozessobjekt, Pro-zess, Entitytyp, Beziehungstyp, Zustand oder Ereignis. Die Relation zwischen Informa-tionsobjekttyp und Klasse wird durch Objekt-Klassen-Zuordnungen hergestellt. Eine weitere Relation besteht zwischen Informationsobjekttyp und den Merkmalen mit dem sogenannten Objekt-Merkmalswert. Merkmalswerte werden entweder direkt zugeordnet oder erfolgen über die angegebene Relation (vgl. Schütte 1998, S. 209–211). In der vorliegenden Arbeit, werden die Aspekte zur Klassifizierung von Informationsobjekten nicht benötigt. Außerdem besteht zur Gruppierung von Merkmalen kein Bedarf, da die Anzahl der Merkmale überschaubar bleibt. Die weiteren Ausführungen SCHÜTTES zu die-sem Teilschritt der zweiten Phase und der folgende Teilschritt, der sich mit Master-Re-ferenzmodellen befasst sind für diese Arbeit nicht relevant und bleiben daher unberührt. Die Modellierung von (organisatorischen) Basiselementen befasst sich in SCHÜTTES Be-schreibung mit der Bildung von Basiselemente die später vom Informationssystem un-terstützt werden sollen. Dabei geht es nicht darum festgeschriebene Organisationsein-heiten abzubilden, da diese zu starr wären und die spätere Nutzung eingrenzen könnten. Die Basiselemente bilden inhaltlich, relevante Aspekte für den Modellnutzer ab, wodurch eine erste Gegenüberstellung der Kundenanforderung mit den Referenzmodellinhalten möglich wird. Ein Beispiel für ein Basiselement ist laut SCHÜTTE der Entitytyp Vertriebs-schiene mit seinen Merkmalen (Preis, Außenwirkung, Größe, Sortiment, Layout). Bei den Basiselementen ist zu beachten, dass deren Übertragung vom Referenzmodell ins unternehmensspezifische Modell auf zweierlei Weise von statten gehen kann. Die erste Möglichkeit ist die, der Übertragung von Referenzmodellinhalten in das spezifische Mo-dell mit vorausgehender Konfigurierung. Die zweite Möglichkeit ist, die Übertragung der Aspekte des Referenzmodells in das unternehmensspezifische Modell mit folgender Kon-figurierung (vgl. Schütte 1998, S. 217–220). In der vorliegenden Arbeit, gibt es im Referenzmodell keine expliziten organisatorischen Basiselemente. Jedoch fordern die Transformationsansätze, die im Referenzmodell verarbeitet sind, die inhaltliche Einfluss

nahme auf organisatorische Basiselemente. Folgend befasst sich das betrachtete Vor-gehensmodell mit der Entwicklung des Referenzmodellaufbaus. Darin geht es darum dem Referenzmodellnutzer eine Entscheidungshilfe zur Konfiguration zu bieten, die es ihm ermöglicht Anhand einer Prozessauswahlmatrix, Objektauswahlmatrix oder Verer-bungsbeziehungen, die für ihn relevanten Aspekte auszugrenzen, so das daraus Modell-varianten entstehen. Prozessauswahlmatrizen enthalten Szenarien und jeweilig dazuge-hörige Prozesse. Der Modellnutzer kann über die Wahl der für ihn geeigneten Szenarien, auf die für ihn relevanten Prozesse hingewiesen werden. Objektauswahlmatrizen ver-halten sich ähnlich, mit dem Unterschied, dass die Auswahl relevanter Konfigurations-objekte zu den benötigten Prozessobjekten führen. Vererbungshierarchien bieten über-geordnet allgemeine Merkmale die sich von Ebene zu Ebene weiter spezifizieren. Die Ausführungen SCHÜTTES bzgl. der Objektauswahlmatrix, sind auf die zuvor angelegten Objekte, genauer Prozess- und Konfigurationsobjekte ausgelegt (vgl. Schütte 1998, S. 220–231). Für diese Arbeit erfolgt die Konfiguration des Referenzmodells über eine Ent-scheidungstabelle, die im weiteren Verlauf noch behandelt wird. Die Konstruktionsbe-gleitende Prüfung schildert das Ergebnis der zweiten Phase. Nachdem das Problem nun definiert ist und Objekte sowie Merkmale erstellt und Überlegungen zur Konfigurierung angestellt worden sind, liegen nun Referenzprozessobjektmodelle vor die eine Struktur erkennen lassen. An dieser Stelle muss bedacht werden, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Merkmale der Objekte bekannt sind, so dass das bisher entstandene Modell bezüglich der Zielerreichung und somit passender Merkmale geprüft werden muss. Die dem Modellnutzer dargebotenen Konfigurationsmöglichkeiten müssen daher auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden, dabei ist zu beachten das entsprechend nicht benötigte Objekte, je nach Anwendungsfall, kaskadenförmig gelöscht werden können (vgl. Schütte 1998, S. 232–234).
Dritte Phase
Phase drei heißt Konstruktion der Referenzmodellstruktur und beschäftigt sich mit dem passenden Wie des in der vorigen Phase geschilderten Was des Referenzmodells. Die Beschreibung der Phase beginnt mit der Auswahl eines geeigneten Abstraktionsgrads für das Referenzmodell. Nach SCHÜTTE kann der Abstraktionsgrad nicht an quantitativen Kriterien festgemacht werden. Gründe liegen in der Menge sowie Vielfalt potentieller Modellnutzer. Weiter kann der Umfang des Referenzmodells nicht an der Größe der Or-ganisation festgemacht werden, da Referenzmodelle keine expliziten Organisationsein-heiten oder Anwendungssysteme abbilden. Dadurch sind nur Annahmen möglich. Die Annahmen können sich jedoch an drei qualitativen Kriterien orientieren. SCHÜTTE fand in einer explorativen Studie heraus, dass drei bis vier Hierarchiestufen als angemessen empfunden werden. Ziel ist es dem Modellnutzer die Inhalte Verständlich darzubieten sie aber nicht zu stark zu verfeinern. Das zweite Kriterium befasst sich mit der Prüfung und der Notwendigkeit weiterer Detailierung im Modell. Das Fällen der Entscheidung für oder gegen eine detaillierte Abbildung von Prozessen/Objekten, ist zum einen Abhängig von dem dafür aufzubringenden Aufwand des Modellerstellers und zum anderen von dem Aspekt der Allgemeingültigkeit des Modells. Das heißt, wenn es für die Allgemein-gültigkeit relevant ist weitere Objekte zu detaillieren, so sollte verfeinert werden. Ist der Aufwand jedoch hoch und der Nutzen für die allgemein adressierten Modellnutzer ge-ring, z.B. weil die Modellierten Objekte nur für einen kleinen Interessentenkreis wichtig sind, so sollte davon abgesehen werden. Auch spielt der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit hier eine Rolle. Der letzte Aspekt zur Wahl des Abstraktionsgrads, leitet SCHÜTTE aus einer Fragebogenauswertung ab. Dabei hat sich ergeben, dass Anwendungssystemge-stalter die Referenzmodelle meist als zu grob empfanden, während Organisationsgestal-ter die Referenzmodelle meist als zu genau beurteilen. SCHÜTTE empfiehlt einen höheren Abstraktionsgrad, so dass den Organisationsgestaltern Rechnung getragen wird. Dar-über hinaus sind spezifischere Modelle weniger robust (vgl. Schütte 1998, S. 235–236). Der nächste Punkt beschäftigt sich mit der Identifikation von Strukturanalogien. Struk-turanalogien bezeichnen Begebenheiten in denen Strukturen gleich oder gleichartig sind. Gleiche Strukturen weisen gleiche Eigenschaften auf, wohingegen gleichartige Strukturen eine Mehrheit an gleichbedeutenden Objekten aufzeigen. Nach der vorge-stellten Möglichkeit das Modell für den Modellnutzer konfigurierbar zu machen, wird mit der Identifikation von Strukturanalogien weiter die Forderung nach Allgemeingültigkeit unterstützt, indem gleiche oder gleichartige Objekte zusammengebracht werden. Somit beherbergt die Bildung von Strukturanalogien viele Vorteile bzgl. der GoM. Sie birgt zum einen den Vorteil, dass vom Modellnutzer falsche Wahrnehmungen reduziert werden, da die Anzahl von Objekten reduziert wird. Zum anderen steigt der Wiedererkennungswert, da unterschiedliche Sachverhalte auf eine gemeinsame Basis gebracht werden. Weiter sinken Modellanpassungskosten durch die Vereinigung von Inhalten. Die von SCHÜTTE weiter vorgenommene Unterteilung in semantikfreie sowie semantikbehaftete Struktur-bausteine wird hier nicht weiter verfolgt (vgl. Schütte 1998, S. 237–240). Für die vor-liegende Arbeit, wurden ebenfalls Analogien gebildet. Wie in Abbildung 4.1 sichtbar, wurde darauf Wert gelegt einer gleichartigen Struktur gerecht zu werden. Der nächste Abschnitt befasst sich mit der Modellierung der inneren Prozessobjektstruktur. Er ist drei gegliedert in die Konstruktion des Referenzprozessmodells, die Konstruktion des Refe-renzdatenmodells und der Korrespondenz von Referenzprozess- und Referenzdatenmo-dell. Prozessmodelle geben dem Objekt den abzulaufenden Weg vor (vgl. Schütte 1998, S. 240). Die weiteren Ausführungen von SCHÜTTE befassen sich spezifisch mit der Mo-dellierung von Prozessen und dem Bilden von Entscheidungstabellen, die dem Modell-nutzer genau mitteilen, wie er was in seinem spezifischen Modell zu berücksichtigen hat (vgl. Schütte 1998, 240 ff.). Aufgrund der Tatsache, dass in der vorliegenden Arbeit im Referenzmodell keine spezifischen/konfigurierbaren Geschäftsprozesse abgebildet wer-den, ist anzunehmen, dass die Folgenden Beschreibungen SCHÜTTES für diese Arbeit ei-nen geringen Nutzen bieten. Dennoch kann nicht auf eine Basis zum Vorgehen bzgl. der Referenzmodellierung verzichtet werden, so dass für das Referenzmodell in dieser Arbeit passende Aspekte vollständig oder teilweise übernommen werden oder als Anregung für eine modifizierte Vorgehensweise dienen. Dem Grundsatz der Vollständigkeit folgend, werden somit auch die weiteren Teile betrachtet. Der erste Teil in der Modellierung der inneren Prozessobjektstruktur, ist die Konstruktion des Referenzprozessmodells. Dabei geht es um das Problem der Modellierung von Alternativen im Referenzprozess. Dieses tritt z.B. dann auf, wenn mehrere Prozesse abgebildet werden sollen, deren Beziehung zueinander darin besteht, dass sie gleiche Ressourcen nutzen. Dabei gibt es drei Mög-lichkeiten der Lösung des Modellierungsproblems. Erstens, die Beziehung der Prozesse untereinander wird nicht modelliert, so dass die beiden Prozesse für sich, nebeneinan-derstehend abgebildet werden. Zweitens, die Skizzierung eines integrierten Prozessmo-dells. Dabei werden die Objekte die in beiden Prozessen vorkommen nur einmal model-liert. Eine Beziehung der Prozesse zueinander wird hergestellt. Drittens, es wird der Prozess, der gemessen an seinem Ergebnis, die höhere Priorität darstellt modelliert. Die Beziehungen zu anderen Prozessen werden von dort ausgehend angegeben (Schütte 1998, S. 241–243). SCHÜTTE lehnt die ersten beiden Alternativen auf Grund des Grund-satzes der Konstruktionsadäquanz ab. Der dritte Anwendungsfall ist der einzige, der die Forderung nach Minimalismus des Referenzmodells erfüllt. Darüber hinaus bietet der Anwendungsfall weitere Vorteile bzgl. der GoM. Als nächstes führt SCHÜTTE die Abbildung von Alternativen in Referenzprozessmodellen mit Buildtime-Operatoren ein. Sie brau-chen bei einer Top-Down-Modellierung des Referenzmodells keine Beachtung finden, da bereits bei der Konstruktion alternativen berücksichtigt werden (vgl. Schütte 1998, S. 240–244). Aufgrund der in dieser Arbeit durchgeführten Top-Down-Modellierung, wird an dieser Stelle nicht weiter auf die Alternativbildung durch Operatoren eingegangen und der nächste Abschnitt, Konstruktion des Referenzdatenmodells betrachtet. In der vorliegenden Arbeit, wird kein Referenzdatenmodell erstellt. Jedoch finden sich im ge-nannten Abschnitt einige Anregungen, die dem hier erstellten Referenzmodell weitere qualitative Kriterien zukommen zu lassen. Das erste Kriterium befasst sich mit der Dar-stellung von Alternativen. Alternative Objekte (im Originaltext Entity) werden mit ge-strichelten Kanten dargestellt und deuten so auf ein vom Modellnutzer optional zu be-rücksichtigendes Objekt hin. Das heißt, dass Objekt kann, muss aber nicht in sein spe-zifisches Modell mit einfließen. Besteht keine weitere Beziehung zwischen dem zu lö-schenden Objekt und anderen Objekten, so ist die Integrität des Referenzmodells si-chergestellt. Ein weiteres interessantes Werkzeug stellen Entscheidungstabellen dar, die dem Modellnutzer die Entscheidung bzgl. der Modellierung individueller Objekte erleich-tern. Dazu wird vom Modellersteller eine Entscheidungstabelle (ET), wie aus dem Soft-ware-Engineering bekannt, angelegt. In ihr befinden sich Kriterien nach denen der Mo-dellnutzer seine eigene Position nachempfinden kann. Die Tabelle gibt folglich an, wel-che Objekte vom Modellnutzer für seinen Anwendungsfall zu berücksichtigen sind. Die ET findet sich im Referenzmodell in Form eines Konstruktes wieder. Ausgehend von der individuellen Zusammensetzung von Objekten nach Konstrukten, kann es notwendig werden, dass der Modellnutzer Bezeichnungen für Konstrukte vergeben muss. SCHÜTTE schlägt dazu vor die Begriffe abhängig von dem Ergebnis des Konstruktes zu benennen. Bei einem exklusiven ODER wird der Begriff entsprechend der Auswertung des logischen Gatters (wahr) aus dem wahren Objekten entnommen. Bei einem inklusiven ODER wird/werden die Begriffe der Objekte gewählt, die ein wahres Ergebnis erzeugten. Eine dritte Möglichkeit besteht in der manuellen Vergabe von Bezeichnern. Der im Konstrukt angegebene Name wird mit dem Namen des jeweiligen Objektes verknüpft. Die Anwen-dung von Informationsfiltern zur vorab, adressatenspezifischer Modellierung des Refe-renzmodell erscheint ebenfalls sinnvoll (vgl. Schütte 1998, S. 261–268). Dennoch un-terbleibt die Betrachtung, da das vorliegende Referenzmodell die Notwendigkeit dazu nicht bietet. Der nächste der Phase drei unterliegende Aspekt ist die Korrespondenz von Referenzprozess- und Referenzdatenmodell. Die vorangegangenen Hilfsmittel sind der Alternativendarstellung in unterschiedlichen Sichten angedacht. SCHÜTTE führt aus, dass je nach Anwendungsfall und nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit es ebenfalls Sinnvoll sein kann, nur eine Sicht zu modellieren. Zum Beispiel in Reorganisationspro-jekten, in der der Fokus zumeist auf dem verhalten liegt. Andererseits setzen Alternati-ven immer eine Struktur- und Verhaltenssicht voraus, so dass bei einer integrierten Modellierung zumindest beide Aspekte berücksichtigt werden müssen. Weiter beschreibt SCHÜTTE in diesem Abschnitt die Verbindung von Referenzprozess- mit Referenzdaten-modell (vgl. Schütte 1998, S. 277). Für das vorliegende Referenzmodell gilt genau die-ser Aspekt. Das vorliegende Referenzmodell enthält eine integrierte Sicht, so dass Struktur und Verhalten zwar berücksichtigt, jedoch nicht voneinander unabhängig be-trachtet werden können. Außerdem werden abweichend von dem Vorgehensmodell von SCHÜTTE die Entscheidungstabellen genutzt, um dem Modellnutzer, die vom Referenz-modell ausgehende Konfiguration zu erleichtern. Die weiteren Aspekte des Abschnittes Korrespondenz von Referenzprozess- und Referenzdatenmodell werden aufgrund, ledig-lich einer integrierten Sicht des hier beschriebenen Referenzmodells nicht weiter be-trachtet. Der letzte Punkt der dritten Phase ist die Konstruktionsbegleitende Prüfung. Genau wie in Phase zwei, wird hier das Referenzmodell geprüft. Dazu wird das Modell musterhaft aus Sicht des Nutzers konfiguriert. Zu prüfende Kriterien sind wie in Phase

zwei Konsistenz und Vollständigkeit. Bei der Konfigurierung des Modells wird die Per-spektive des Modellnutzers eingenommen, so dass festgestellt werden kann, ob die Kon-figuration der jeweilig betrachten Unternehmensklasse entspricht. Neben der reibungs-losen Konfiguration des Referenzmodells zum unternehmensspezifischen Modell ist auch die inhaltliche Korrektheit sowie das Layout zu begutachten, um eine hohe Akzeptanz des Modells zu erreichen. Objekte mit Konfigurationscharakter werden z.B. weiter links angeordnet, die die nicht konfigurierbar sind entsprechend weiter rechts. Das Entfernen von Objekten weiter rechts führt so zu einem kleiner werdenden Modell, womit dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit Rechnung getragen werden kann (vgl. Schütte 1998, S. 288–291).
Vierte Phase
Nun folgt die vierte Phase des Vorgehens zur Referenzmodellierung. Bei der Komplet-tierung des Referenzmodells geht es zum einen um die Ergänzung fehlender Schnitt-stellen zwischen den Referenzmodellen, zum anderen um die Anreicherung des Modells mit quantitativen Größen. Es beschäftigt sich weiter mit der Sicherstellung der Konsis-tenz aufgrund von Abhängigkeiten der Prozessobjektmodelle bei der Konfigurierung von Modellen (vgl. Schütte 1998, S. 291–299). Dies sehr spezifischen Inhalte, werden für das vorliegende Referenzmodell nicht benötigt und werden daher nicht weiter ausge-führt. Der nächste Abschnitt Anreicherung des Referenzmodells um quantitative Größen befasst sich mit der Überprüfbarkeit, der Operationalisierung und dem Nutzen des Re-ferenzmodells zum Benchmarking und zur Erfolgsmessung. Größtenteils schlägt SCHÜTTE dazu die Verwendung quantitativer Kriterien vor, so dass das Referenzmodell konkret, mit einem unternehmensspezifischen Modell verglichen werden kann. Der restliche Ab-schnitt in seinem Buch befasst sich jedoch auch mit der Alternative der Angabe qualita-tiver Größen. Darauf aufbauend kann zwar keine konkrete Messbarkeit erreicht werden, jedoch können rational formulierte Ziele als Ansatzpunkt für einen Vergleich bzw. als Handlungsempfehlung dienen. Häufig wird davon ausgegangen, dass Referenzmodelle einen Best Practice darstellen. Aufgrund fehlender betriebswirtschaftlichen Kriterien so-wie mangelnder Überprüfbarkeit ist dem jedoch nicht so. Das Referenzmodell ist eher als Common Practice anzusehen, nicht zuletzt, weil das Referenzmodell vor seiner Nut-zung, zunächst konfiguriert werden muss. Das heißt ohne eine Konfigurierung läge kein angemessenes Vergleichsobjekt vor, da Referenzmodelle Anwendungsfälle für mehrere Unternehmensklassen abbilden. Werden Ziele als „Vergleichsmerkmal“ genutzt, so schlägt SCHÜTTE die Abgrenzung von drei Systemen vor. Die Umwelt, als der Unterneh-mensklasse umliegendes und beeinflussendes System. Die Unternehmensklasse, die kritische Erfolgsfaktoren enthält und die Spezifizierung der kritischen Erfolgsfaktoren, die Abhängig von der Situation des Unternehmens ist (vgl. Schütte 1998, S. 300–308). Bei dem vorliegenden Referenzmodell wurden weder quantitative noch qualitative Merk-male eingeführt die ein Benchmark erlauben würden. Deswegen bleiben die Ausführun-gen zur Anreicherung des Referenzmodells um Vergleichsgrößen in der Erstellung un-berührt. Damit endet die Beschreibung der vierten Phase und die fünfte beginnt. Die fünfte Phase beschäftigt sich mit der Anwendung von Referenzmodellen und wird in der Anwendungsmethode im Kapitel 4.2 berücksichtigt.